Lieferkettenkonformität in der Automobilindustrie: Kosten und langfristige Vorteile

Okt. 07, 2024

Wie sich die Investition in nachhaltige und konforme Lieferketten langfristig auszahlt

Die langfristigen Vorteile für Automobilunternehmen, die ihre Lieferketten konform gestalten, können in verschiedenen Bereichen messbar sein. Um diese in einen Wert zu fassen, muss man verschiedene Faktoren betrachten, darunter Kosteneinsparungen, Risikominimierung und potenzielle Umsatzsteigerungen. Hier sind einige der relevanten Bereiche:

  1. Risikominimierung und Vermeidung von Strafen:

    • Vermeidung von Nicht-Konformitätskosten: Strafen für Nicht-Einhaltung von Regularien (z. B. EU-Lieferkettengesetz, Anti-Korruptionsgesetze, Menschenrechtsverletzungen) können erheblich sein. In der Automobilbranche können diese Strafen in die Millionen gehen. Eine konforme Lieferkette schützt das Unternehmen vor solchen Risiken.
      • Langfristiger Wert: Einsparung von potenziellen Strafen kann je nach Unternehmen und Region zwischen 2% und 5% des Jahresumsatzes betragen.
  2. Verbesserte Markenreputation und Kundenbindung:

    • Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung sind zunehmend entscheidende Kriterien für Verbraucher. Unternehmen, die diese Werte verkörpern, können einen Wettbewerbsvorteil erlangen und die Kundentreue steigern.
      • Langfristiger Wert: Verbesserte Markenreputation könnte eine Umsatzsteigerung von 5% bis 10% ermöglichen, insbesondere auf Märkten, in denen Verbraucher Nachhaltigkeit und ethische Standards schätzen.
  3. Marktchancen und Zugang zu neuen Märkten:

    • Lieferkettenkonformität kann Zugang zu regulierten oder anspruchsvollen Märkten verschaffen, die nur nachhaltige und ethisch einwandfreie Produkte zulassen. Dies gilt besonders in Europa und Nordamerika.
      • Langfristiger Wert: Der Zugang zu neuen Märkten könnte das Umsatzwachstum um 5% bis 15% steigern.
  4. Operational Efficiencies und Kosteneinsparungen:

    • Investitionen in Transparenz und Digitalisierung der Lieferkette können mittelfristig operative Effizienzgewinne bringen. Durch bessere Lieferantensteuerung und Optimierung der Rohstoffbeschaffung können Kosten gesenkt werden.
      • Langfristiger Wert: Effizienzgewinne könnten zu jährlichen Einsparungen von 2% bis 7% der Betriebskosten führen.
  5. Investor Relations und Kapitalbeschaffung:

    • Nachhaltigkeitsorientierte Investoren und Fonds richten zunehmend ihren Fokus auf ESG-konforme Unternehmen. Ein Unternehmen, das Lieferkettenkonformität nachweisen kann, wird tendenziell mehr Kapital zu günstigeren Konditionen anziehen.
      • Langfristiger Wert: Der Zugang zu billigeren Finanzierungsquellen kann die Kapitalkosten um 1% bis 3% reduzieren.
  6. Vermeidung von Betriebsunterbrechungen:

    • Konforme Lieferketten sind stabiler und resilienter gegenüber Störungen, wie z. B. Naturkatastrophen, politische Instabilitäten oder regulatorische Änderungen.
      • Langfristiger Wert: Die Vermeidung von Betriebsunterbrechungen könnte potenzielle Verluste von 3% bis 5% des Jahresumsatzes verhindern.

Gesamter potenzieller Vorteil:

Wenn man diese Faktoren zusammennimmt, könnte der langfristige wirtschaftliche Vorteil für Automobilunternehmen, die in lieferkettenkonforme Beschaffung investieren, einen Wert von 15% bis 30% des Jahresumsatzes betragen. Dieser Wert setzt sich aus direkter Umsatzsteigerung, Kosteneinsparungen und Risikominimierung zusammen. Die genauen Werte hängen jedoch stark von der Unternehmensgröße, der Marktposition und den spezifischen Anforderungen an die Lieferkette ab.

Die Mehrkosten, die für Automobilunternehmen entstehen, wenn sie lieferkettenkonform (Supply Chain Compliance) einkaufen, können von verschiedenen Faktoren abhängen. Zu den wichtigsten gehören:

  1. Zertifizierung und Audits: Automobilhersteller müssen häufig ihre Lieferanten überprüfen und sicherstellen, dass sie den geltenden Gesetzen und Normen entsprechen. Dies kann externe Audits, Zertifizierungen (z. B. ISO 9001, IATF 16949) und regelmäßige Überprüfungen erfordern, was Kosten für Audits, Personal und Zeit verursacht.

  2. Nachhaltigkeit und ESG-Standards: Viele Automobilunternehmen verpflichten sich zu hohen Standards in den Bereichen Umweltschutz, Soziales und Governance (ESG). Die Sicherstellung, dass alle Lieferanten diesen Standards entsprechen, kann teurer sein, da Unternehmen möglicherweise mehr in nachhaltige Materialien investieren und strenge Kontrollen entlang der gesamten Lieferkette durchführen müssen.

  3. Rohstoffbeschaffung: Automobilunternehmen müssen möglicherweise Rohstoffe von zertifizierten Quellen beziehen, die frei von Konflikten oder Menschenrechtsverletzungen sind (z. B. Konfliktmineralien, faire Arbeitsbedingungen). Diese zertifizierten Rohstoffe können teurer sein als solche von weniger regulierten Lieferanten.

  4. Transport und Logistik: Die Einhaltung internationaler Normen und Vorschriften (wie z. B. Zoll- und Handelsvorschriften) kann die Logistikkosten erhöhen. Auch die Verwendung von CO2-armen oder nachhaltigen Transportmethoden kann zusätzliche Kosten verursachen.

  5. Dokumentation und Transparenz: Lieferkettenkonforme Beschaffungspraktiken erfordern oft eine umfangreiche Dokumentation und Nachverfolgbarkeit (z. B. Blockchain-Lösungen zur Verfolgung von Bauteilen oder Materialien). Dies erhöht die Verwaltungskosten und erfordert Investitionen in IT-Systeme und Schulungen.

  6. Regulatorische Strafen und Nicht-Konformitätskosten: Um Kosten durch Sanktionen oder Strafen zu vermeiden, müssen Automobilhersteller sicherstellen, dass ihre Lieferkette den rechtlichen Vorgaben (wie der EU-Lieferkettengesetzgebung) entspricht. Der Aufwand, um Nicht-Konformitäten zu vermeiden, kann zusätzliche Ressourcen binden.

Die genauen Mehrkosten können je nach Größe des Unternehmens, der Komplexität der Lieferkette und den spezifischen Anforderungen erheblich variieren, könnten aber zwischen 5% und 20% der Gesamtkosten der Beschaffung betragen. Die langfristigen Vorteile wie Risikominimierung, Markenreputation und Marktchancen durch nachhaltige Produkte können jedoch die Mehrkosten kompensieren.

Fazit:

Die Einführung lieferkettenkonformer Beschaffungspraktiken bringt für Automobilunternehmen zunächst Mehrkosten mit sich, die zwischen 5% und 20% der Gesamtkosten betragen können. Diese Investitionen tragen jedoch langfristig zu erheblichen Vorteilen bei. Durch Risikominimierung, Vermeidung von Strafen, verbesserte Effizienz, Markenreputation und Zugang zu neuen Märkten können Unternehmen potenziell einen Mehrwert von 1,7 bis 4,2 Milliarden Euro realisieren. Dies zeigt, dass Lieferkettenkonformität nicht nur eine rechtliche Verpflichtung ist, sondern sich auch als strategischer Vorteil in einem stark regulierten und zunehmend nachhaltigkeitsorientierten Markt auszahlt.

Disclaimer:
Die in diesem Text beschriebenen Kosten und langfristigen Vorteile der Lieferkettenkonformität in der Automobilindustrie basieren auf allgemeinen Marktanalysen und Schätzungen. Diese Werte dienen lediglich als Orientierungshilfe und können je nach Unternehmensgröße, Lieferkettenstruktur, regionalen Vorschriften und individuellen Geschäftsanforderungen stark variieren. Es wird empfohlen, spezialisierte Beratungsdienste oder interne Analysen in Anspruch zu nehmen, um genaue Kosten- und Nutzenabschätzungen für das jeweilige Unternehmen zu erhalten.

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